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Fotos: Literaturhaus Archiv; Gunter Glücklich

Literaturhäuser stellen sich vor: Hamburg

Die weiße Villa an der Alster

Das Literaturhaus Hamburg feiert seinen 25. Geburtstag. Dr. Rainer Moritz lässt ein Vierteljahrhundert Lesekultur Revue passieren und gibt einen Ausblick auf das Programm im Spätsommer.

Viele Wege führen ins Hamburger Literaturhaus, und viele Wege mussten beschritten werden, ehe diese heute im Bewusstsein der Stadt fest verankerte Institution zu einem unentbehrlichen Forum für die nationale und internationale Literatur wurde. Im September 1989 war es schließlich so weit: Das von einem gemeinnützigen Verein getragene Literaturhaus öffnete seine Tore in einer unter Denkmalschutz stehenden weißen Villa an der Außenalster, die der Eigentümer, die ZEIT-Stiftung, dem Verein mietfrei überlässt.

Seitdem haben ungezählte Autorinnen und Autoren aus aller Herren Länder ihre Visitenkarte im von Kronleuchtern dominierten Festsaal abgegeben – darunter Nobelpreisträger wie Orhan Pamuk, José Saramago, Elfriede Jelinek und Herta Müller –, kommen Philosophen und Kulturwissenschaftler zu hitzigen Gesprächsrunden zusammen, werden Neuerscheinungen gepriesen oder verworfen und finden Kinder und Jugendliche ersten Zugang zur Bücherwelt. Über 100 Veranstaltungen sind das im Jahr, und nicht selten mahnt der „Ausverkauft“-Hinweis, sich früh um Karten zu kümmern. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehen die Live-Begegnung mit Autoren und die Präsentation von belletristischen Novitäten, die die aktuellen Diskussionen um die Gegenwartsliteratur abbilden und Lust auf Entdeckungen. Aber auch Reihen wie das (seit 1999 existierende) „Philosophische Café“ oder „Gedankenflieger – Philosophieren mit Kindern“ prägen das Gesicht eines Hauses, das mit dem Restaurant „Mercier und Camier“ und der Buchhandlung „Samtleben“ ein Zentrum des literarisch-kulinarischen Lebens in Hamburg bildet.

Ein solches Jubiläum will gefeiert werden – mit einer großen Geburtstagsparty am 6. September. Zehn Autorinnen und Autoren, die in den letzten 15 Jahren den im Literaturhaus verliehenen Mara-Cassens-Debütpreis erhielten, kehren zu diesem Anlass nach Hamburg zurück und geben Kostpro- ben aus ihren Werken. Dass dieser Abend zum 25-Jährigen eine ideale Möglichkeit bietet, mit allen von der Literatur Infizierten bei Wein und Musik ins Gespräch zu kommen, versteht sich von selbst. Und selbst- verständlich ist das Jubiläumsprogramm in diesem Herbst von Schriftstellern bestimmt, denen die Adresse am Schwanenwik seit vielen Jahren vertraut ist. Vom Norweger Per Petterson zum Beispiel mit seinem neuen Roman „Nicht mit mir“ (am 23. September) oder von Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino (am 21. August), dessen neues Buch einen Titel trägt, der auf Literaturhäuser perfekt zugeschnitten ist: „Bei Regen im Saal“. Am 30. September schließlich liest die Wiener Autorin und Buchhändlerin Petra Hartlieb aus ihrem auto- biografischen Werk „Meine wundervolle Buchhandlung“, das anschaulich macht, wie sehr wir die Literatur brauchen – sehr frei nach Loriot: „Ein Leben ohne Literatur ist möglich, aber sinnlos.“

Am Ende des Jahres 2014, wenn das Literaturhaus auf sein zweites Vierteljahrhundert zusteuert, könnte sich so wieder einmal bewahrheiten, was der Schriftsteller Helge Timmerberg ins Gästebuch des Hauses schrieb: „Ihr seid der Rolls-Royce unter den Lese-Locations.“

Dr. Rainer Moritz ist seit Anfang 2005 Leiter des Literaturhauses Hamburg. Seit 1989 arbeitet der Literaturwissenschaftler im Verlagswesen, zuletzt als Programmgeschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlags. Als Kritiker und Essayist schreibt Moritz vor allem für „Neue Zürcher Zeitung“, „Literarische Welt“, „Die Presse“, „Deutschlandfunk“, „Deutschlandradio“. Zuletzt von ihm erschienen: „Dicht am Paradies – Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten“ (Knesebeck)

Infos zu Programm & Lesungen:
literaturhaus-hamburg.de

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